(B)logbuch Eintrag 2: Amsterdam
- Anna-Lena G.
- 8. März 2020
- 5 Min. Lesezeit
Wie mein erster Urlaub alleine verlaufen ist und warum ich das jetzt öfter machen werde, liest du unten. Ebenso natürlich meine heißesten Tipps für zukünftige Amsterdamreisende!

Amsterdam - die Stadt der Fahrräder, der Prostitution und des Kiffens. Oh und den Käse und die Tulpen, die wollen wir natürlich auch nicht vergessen, wenn wir hier schon alle Klischees über die Niederlande aufzählen, die uns in den Sinn kommen. Amsterdam - die Stadt, welche ich schon lange lange besuchen wollte, aber bisher nie dazu gekommen bin. Sei es, weil mein Exfreund schon dort gewesen war und nicht mehr hinfahren wollte. Sei es, weil meine Freundinnen alle chronisch pleite oder dauerbeschäftigt sind. Sei es, weil ich selber in den letzten Jahren so viel um die Ohren hatte, das es einfach immer wieder in Vergessenheit geraten ist. Es gab einige Gründe sicherlich, welche mich daran gehindert hatten dieses Juwel schon früher zu besuchen. Zuletzt auch die Angst alleine unterwegs zu sein, weil wer verreist schon alleine, außer alte Witwen, die niemanden sonst mehr haben? Oder meine Tante Ingrid, welche in die erste Kategorie fällt, in die zweite jedoch (noch) nicht.
Alleine Reisen erfüllt demnach ein bestimmtes Klischee, ebenso wie Amsterdam Klischees erfüllt. Ein Klischee, welches ich nicht unbedingt auf mich laden wollte. Ich habe Freunde. Ich BIN nicht alleine. Wenn ich will, finde ich auch Leute, die mit mir in Urlaub fahren wollen. Aber irgendetwas kam immer dazwischen, oder irgendetwas passte dann doch nicht. Nie sollte es sein. Nachdem ich 2019 im Februar jedoch das letzte Mal im Urlaub gewesen war, und ich es mir eigentlich redlich verdient hatte, nach dem Jahr, was ich durchgemacht hatte, fasste ich den Entschluss es doch einmal zu versuchen alleine zu verreisen. Wenn ich es ganz schrecklich finden könnte, könnte ich von Amsterdam immerhin schnell nach Hause reisen, da es nicht am anderen Ende der Welt war. Ich hatte ja eigentlich nichts zu verlieren. Also buchte ich aus einer Kurzschlusshandlung heraus ein Hostel und den Bus für die Reise. Und ließ es danach wieder in Vergessenheit geraten. Zwar war der Countdown auf meinem Handy aktiviert, aber wirklich Gedanken darum schien ich mir nicht zu machen. Und dabei war ich sonst immer der Mensch, der direkt den Urlaub und dessen Aktivitäten zu planen wusste.
Bis es immer näher rückte. Zwar erzählte ich allen, dass ich bald fahren würde und es alleine tun würde und mich demnach wirklich freuen würde, aber tat ich das wirklich? Natürlich klar, endlich nochmal rauskommen hatte seinen Reiz, aber dennoch war da auch ein Funke von Angst in meinen Hintergedanken immer vorhanden, welcher mich vielleicht auch daran hinderte meinen Urlaub zu planen. So fuhr ich also ohne wirklichen Plan am 26.02. mit dem Flixbus Richtung Amsterdam, in froher und dennoch ängstlicher Erwartung, was die nächsten Tage für mich bringen würden.
Natürlich hatte ich auch ein Hostel gebucht, damit ich die volle Dröhnung Urlaub alleine erleben würde. Immerhin hatte ich mich für eines nur für Frauen entschieden, damit ich nicht vollkommen mit Eindrücken überladen sein und mich so außerdem wohler fühlen würde. Nach 8 Stunden Busfahrt und einer halben Stunde Metrofahrt, stand ich dann im Zimmer mit 6 anderen Mädels. Und oh Wunder, erstens waren alle in meinem Alter und zweitens waren zwei von diesen ebenfalls alleine unterwegs. Vielleicht war das Stigma, das ich im Kopf hatte von den alleine Verreisenden doch anders, als ich dachte. Mit einer von ihnen kam ich auch direkt ins Gespräch, welche mir erzählte, dass sie bereits zuvor alleine in Prag, Berlin und London gewesen wäre und Amsterdam somit nur der letzte Stop auf ihrer Reise seie. London, da klingelte etwas bei mir. Natürlich, ich hatte dort für ein halbes Jahr gewohnt und bin dort auch nicht 24/7 mit Begleitung herum gelaufen. Dennoch hatte mir die Stadt gefallen, wieso sollte es hier demnach anders sein?

So machte ich mich in den nächsten Tagen daran Amsterdam zu erkunden. Das Wetter spielte zwar nicht so mit, da es hauptsächlich regnete, aber dennoch verliebte ich mich Stückchen für Stückchen in die niederländische Hauptstadt. Ich streifte durch die kleinen Gassen, verbrachten Stunden im Rijksmuseum, laß ein Buch während ich einen Kaffee in einem kleinen Café in den 9 Straßen trank, besuchte eine Stadtführung zur Geschichte der Stadt und aß jeden Abend alleine in einem Restaurant zu Abend. War das Gefühl am Anfang noch komisch, genoss ich es spätestens am zweiten Tag, als der Regen und die Kälte mich so erplätteten, dass ich frühzeitig ins Hostel zurück ging, dass ich auf niemand anderen außer mich hören musste. Ich konnte tun und lassen, was ich für richtig hielt. Wenn ich spontan auf dem Heimweg noch ins Sexmuseum gehen wollte, weil ich es gerade gefunden hatte, dann war das kein Problem, weil ich keine nervige Reisebegleitung an meiner Seite hatte, die doch lieber schon zurück ins Bett und sich ausruhen wollte. Wenn ich Stunden im Museum verbringen wollte, hatte ich mich dafür nicht zu rechtfertigen, warum ich Kunst so toll fand. Wenn ich lieber Laufen wollte, statt Straßenbahn zu fahren, mussten am Abend nur meine eigenen Füße darunter leiden. Langsam fing ich an dieses neue Gefühl von Freiheit zu genießen, welches sich in den Tagen zu zeigen begann. Es war anders als damals in London. Ich wohnte hier nicht dauerhaft, ich war nur zu Besuch.

In London hatte ich begonnen mein Leben dorthin zu verlagern, begonnen einen Alltag zu haben und neue Menschen kennenzulernen. Hier konnte ich machen was und wann ich wollte. Ich hatte keine Regeln, an welche ich mich halten musste. Und ich musste keine Menschen kennenlernen. Natürlich hätte ich das, wenn ich es gewollt hätte. Aber ich wollte nicht. Ich wollte diese neue Art von Freiheit alleine genießen und mich nicht erneut von anderen abhängig machen. Sobald sich dieses Gefühl bei mir eingestellt hatte, fiel es mir auch umso leichter meine Zeit in Amsterdam zu genießen. Dieses Gefühl ist es letztlich auch, welches mich dazu bringt öfter Urlaub dieser Art zu machen. Öfter alleine zu verreisen und mich auf mich selber rückzubesinnen dabei. Auch wenn manche mich deswegen vielleicht für komisch halten werden, ich genieße es für mich selbst zu sein und alleine eine neue Stadt erkunden zu können. Mein nächstes Ziel? Vielleicht Istanbul. Obwohl meine Mutter dann erst Recht einen Herzanfall bekommen wird, soviel steht fest.
Wenn ihr so lange dran geblieben seid, dann belohne ich euch hier jetzt noch mit meinen ultimativen Tipps für euren Urlaub in Amsterdam:

Freedam Tours, für eine tolle kostenlose Stadtführung, bei welcher ihr einiges über die Geschichte der Stadt lernen könnt.
MoCo Musem für Moderne Kunst
Rijksmuseum für einen Einblick in die Geschichte der Niederlande und deren Kunst (viel Rembrandt!)
Anne Frank Haus. Dafür müsste ihr die Karten jedoch weit zuvor kaufen, sonst wird es sehr schwer da noch an Tickets zu kommen.
Rainbowls für leckere gesunde Smoothie Bowls in Instagram Atmosphäre.
Albert Cyup Straßenmarkt, um leckere niederländische Spezialität zu probieren.
Vlaams für die obligatorischen Pommes mit einer riesigen Auswahl an Saucen
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